Die Skorpione

Beitrag 1 - System der Skorpione

Familienüberblick

Die rezenten Skorpione werden laut Familienbestimmungsschlüssel (Schmidt 1992) in 9 Familien unterteilt:

Fam. Buthidae, 50 Gattungen mit über 500 Arten:

Kennzeichen: Ein annähernd dreieckiges Sternum, schlanke pinzettenförmige Scherenhände. Die Grössen varieren von 1,5 bis 10 cm. Die giftigsten Skorpione werden dieser Familie zugeordnet.

Verbreitungsgebiete: Die Buthidae sind in nahezu allen tiergeographischen Landlebensräumen der Erde zu finden.

Artbeispiele: Buthus, Parabuthus, Mesobuthus, Androctonus, Leiurus, Tytius, Centruroides, Uroplectes, Isometrus, Babycurus, Compsobuthus, Butheoloides usw.

 

Fam. Chaerilidae, 23 Arten der Gattung Chaerilus:

Kennzeichen: Weitgehend unbekannte Gattung, nur an der Trichobothrienverteilung am Pedipalpenfemur zu identifizieren.

Verbreitungsgebiete: Die Chaeriliden kommem nur in Fernost vor: Indien, Philippinen, Sulawesi, Borneo, Java, Sumatra und weitere Indonesische Inseln.

Artbeispiele: Chaerilus spec.

 

Fam. Scorpionidae, 7 Gattungen mit 120 Arten:

Kennzeichen: Ein fünfeckiges Sternum, breite kräftige Scherenhände. Grössen bis 20 cm (Pandinus) sind möglich.

Verbreitungsgebiete: Afrika, Mittelmeer, Mitt.+ Fern.Osten bis Australien.

Artbeispiele: Pandinus spec., Scorpio maurus spec., Heterometrus, Opistophtalmus usw.

 

Fam. Diplocentridae, 70 Arten:

Kennzeichen: Kräftige Scherenhände, fünfeckiges Sternum, Subakulearstachel.

Verbreitungsgebiet: Nord-Mittelamerika.

Artbeispiele: Nebo spec.

 

Fam. Ischnuridae, 8 Gattungen mit 50 Arten:

Kennzeichen: Sehr grosse Tiere mit fünfeckigem Sternum und bis zu 150 Trichobothrien. Langlebig und langsamwachsende Spezies.

Verbreitungsgebiete: Süd- und Ostafrika, Madagaskar, Südamerika, Indien, Südostasien, Australien. Das weite Verbreitungsgebiet deutet auf den Gondwana-Ursprung dieser Gattung hin.

Artbeispiele: Hadogenes spec., Heteroscorpion spec., Opisthacanthus spec. usw.

 

Fam.Bothriuridae, 12 Gattungen mit 80 Arten:

Kennzeichen: Ein querliegendes schmales Sternum, das wenn andeutungsweise fünfeckig, ein vielfaches breiter als hoch ist.

Verbreitungsgebiete: Südamerika, Australien, Südafrika.

Artbeispiele: Urophonius Brachycentrus.

 

Fam.Chactidae, 18 Gattungen mit 140 Arten:

Kennzeichen: Die Systematik der Chactidae und der Vaejovidae ist umstritten, weshalb trennende familienspezifische Merkmale nicht benannt werden können. Die Chactidae der 140 Arten, die im Dauerdunkel von Höhlen leben, sind noch am einfachsten zu identifizieren, da ihnen Median- und z.T. sogar Lateralaugen fehlen.

Verbreitungsgebiete: Mittel- und Südamerika, Europa.

Artbeispiele: Belisarius Xambeui, Euscorpius spec. (Euscorpius ab 1999 eigene Familie: Euscorpiidae).

 

Fam.Vaejovidae, 13 Gattungen mit 130 Arten:

Kennzeichen: Die Systematik der Vaejovidae steht im Umbruch. Familienspezifische Merkmale wie bei Chactidae nur unter Berücksichtigung der Beinbedornung, Trichobothrienmuster und der Chelicerenbezahnung erkennbar.

Verbreitungsgebiete: USA, Mexiko, einige in Südostasien.

Artbeispiele: Anuroctonus Phaiodactylus, Paruroctonus Mesaensis usw.

 

Fam.Iuridae, 5 Gattungen 19 Arten (Kleinste Skorpionfamilie):

Kennzeichen: Am Innenrand des beweglichen Chelicerenfingers tragen sie im Gegensatz zu den Chactidae und Vaejovidae, mit denen sie früher vereint waren, ein bis zwei grosse dunkle Zähne.

Verbreitungsgebiete: Unterfamilie-Caraboctoninae in Nord-Südamerika, Unterfamilie-Iurinae von Türkei bis Griechenland.

Artbeispiele: Hadrurus Arizonensis, Hirsutus, Concolorus oder Iurus Duforeinus.

 

Weitere Familien:

In neueren Beschreibungen werden die Skorpione in weit mehr Familien unterteilt, was aber dauernd wieder ändert und für ein Einsteiger von geringer Bedeutung ist.

Trotzdem hier die Familien in Scorpionfiles über Arachnodata.com nachzusehen und mit Fotos ergänzt: Bothriuridae, Buthidae, Chactidae, Chaerilidae, Diplocentridae, Euscorpiidae, Hemiscorpiidae, Heteroscorpionidae, Ischnuridae, Iuridae, Microcharmidae, Pseudochactidae, Scorpionidae, Superstitioniidae, Troglotaoysicidae, Urodacidae, Vaeyovidae

Artbeispiel: Pandinus spec./ Scorpio maurus spec. / Heterometrus / Opistophtalmus usw.

 

Beitrag 2 - Kurzbeschreibung

 

Skorpione - Kurzbeschreibung für Einsteiger und Interessierte:

Hast Du gewusst, dass es ca.1200 verschiedene Skorpionarten gibt, von denen nur etwa zwei Dutzend ein Gift haben, das auch für den Menschen tödliche Folgen haben kann?

Die Skorpione entpuppen sich bei Objektiver Betrachtung als Gliederfüsser, die sich in den vielen Jahrmillionen ihrer Stammesentwicklung kaum verändert haben und somit ein gutes „Überlebensrezept“ der Natur verkörpern.

Die Skorpione gehören zu den Arachniden also den Spinnentieren, die etwa 60000 Arten umfassen. Die Skorpione machen dabei nur einen fünfzigstel aus.

Körperbau:

Die Gesamterscheinung der Skorpione wird von ihrer Körpergliederung geprägt. Wie bei allen Spinnentieren, gliedert sich der Körper in 18 Segmente mit zwei grossen Abschnitten: Den Vorderkörper (Prosoma) und Hinterkörper (Opisthosoma). Die Grenze bildet der Carapax - ein ungegliedertes Rückenschild, in dessen Mitte zwei Medianaugen zu sehen sind. Der Hinterleib zeigt eine ungewöhnliche Zweiteilung. Die ersten sieben Segmente (Mesosoma) sitzen breit am Prosoma an. Bei den folgenden 5 Segmenten sind die Rücken- und Bauchplatten zu Chitinringen verwachsen. Dieses (Metasoma) - der „Schwanz“ der Skorpione - gehört also noch zum Hinterleib, was auch der After am Ende des fünften Ringes beweist. Das anschliessende blasige und spitz zulaufende Gebilde hat den Skorpionen zu ihrem schlechten Ruf verholfen: Die Rede ist vom Giftstachel (Tergaldorn bzw.Telson).

Häutung:

Ein Skorpion häutet sich in seinem Leben durchschnittlich 5 bis 7 mal, aber auch 4 mal (manche Buthiden) oder 9 mal (Diplocentriden) wurden beschrieben. Die Häutungsabstände können sich zum Teil, je nach äusseren Einflüssen, um Monate bis Jahre verzögern. Nach der letzten Häutung ist ein Skorpion nicht mehr in der Lage sich zu regenerieren. Das Alter, das sie erreichen, variiert von zwei bis fünfzehn Jahren, je nach Art und Haltung.

Vorkommen:

Skorpione sind auf allen Kontinenten zu finden. Auf der Südhalbkugel fehlen Skorpione nur in der Antarktis. Auf der nördlichen Hälfte erreichen einige Arten die Mongolei und Mitteleuropa. Skorpione wurden schon in Höhen von 5500m in den Anden gefunden.

Gift:

Skorpione sind sämtlichst giftig. Sie können ihr Gift sehr gezielt und dosiert einsetzen.

Ihr Gift (Toxin) ist eigentlich ein basisches Polypeptid, dessen Aminosäuresequenz und räumliche Faltstruktur im Mittelpunkt zahlreicher molekularbiologischen Untersuchungen steht.

Für die Sympthomatik bei einem Skorpionsstich ist neben den direkten Toxineffekten vor allem die Freisetzung grosser Mengen von Adrenalin und Noradrenalin verantwortlich. Beim Menschen kann dies schwere autopharmakologische Reaktionen (Herz- / Kreislaufstörungen und lebensbedrohliche neurologische Ausfälle), die im Extremfall bis zum Tod führen können hervorrufen.

 Woran erkenne ich gefährlich giftige Skorpione:

Von Grösse und Farbe lassen sich keine Rückschlüsse auf die Toxizität schliessen.

Eine Faustregel ist: Schlanke Scherenhände, die nicht oder nur unwesentlich breiter sind als der Rest des Pedipalpus oder ein Schwanz (Metasoma) der etwa so dick oder dicker als die Scherenhand breit ist, könnten Annzeichen für ein Tier der Familie Buthidae sein, welche die giftigsten Vertreter der Skorpione beinhalten.

Gefährliche Arten:

Buthus, Mesobuthus, Parabuthus, Androctonus, Buthacus, Centruroides, Hottentotta, Leiurus, Tityus ( Herz-Kreislaufsymptom, Krampfanfälle, Lähmungen, Muskelzuckungen, Herzinfarkt)

Nebo Hierichonticus (Schwere Gerinnungsstörung möglich)

Hemiscorpius lepturus (Einziger Skorpion mit gewebezerstörendem Gift - Nekrosen und Hämolysen)

Beitrag 3 - Skorpiongifte

Gattungen, deren Stiche nur leichte, kurz anhaltende Schmerzen verursachen (Bienenstichsymptomatik):

Diplocentrus spec. (Diplocemtridae), Euscorpius spec. (Chactidae und Euscorpidae), Hadogenes spec., Opisthacantus spec. (Ischnuridae), Heterometrus spec., Opisthophtalmus spec., Pandinus spec., Scorpio spec. (Scorpionidae)

Gattungen, deren Stiche starke Schmerzen aber keine systematischen Wirkungen verursachen:

Buthus occitanus occitanus, Compsobuthus, Lychas, Orthochirus, Mesobuthus gibbosus, Uroplectes spec. (Buthidae), Hadrurus spec. (Iuridae), Vaejovis spec. (Vaejovidae), Urodacus (Scorpionidae)

Gattungen, deren Stiche starke Schmerzen und kardiovaskuläre Symptomatik hervorrufen können:

Buthus spec., Mesobuthus tamulus (Buthidae), Bothriurus spec. (Bothriuridae)

Gattungen, deren Stiche kardiale und zentralnervöse Symptomatik hervorrufen:

Androctonus spec., Buthacus arenicola, Centruroides spec.(ausser vittatus), Hottentotta spec., Leiurus quinquestriatus, Parabuthus spec., Tityus spec. (Buthidae)

Bisher einziger Skorpion mit gewebezerstörendem Gift. (Schwere Nekrosen und Hämolysen):

Hemiscorpius lepturus (Scorpionidae)

Bisher einziger Skorpion mit Gift, das schwerste Gerinnungsstörungen verursacht:

Nebo hierichonticus (Diplocentridae)

Wirkung der Gifte :

- Speichel- und Tränenfluss, Schleimabsonderungen, Übelkeit, rasender unregelmässiger Puls, schwankender Blutdruck, hohes Fieber bis hin zum hypoglykämischen Schock.

- Neben lebensbedrohlichen Herz-, Kreislaufstörungen können zentralnervös bedingte Krampfanfälle sowie periphäre Lähmungen und Muskelzuckungen ausgelöst werden.

- Ganz schwerwiegend sind Herzinfarktsymptome sowie Lungenödem (Atemstillstand)

- Serumtherapie wird nur bei Stichen von Centruroides spec. und Tityus spec. empfohlen.

Beitrag 4 - Terrarienhaltung

Vorüberlegungen:

Als erstes stellt sich die Frage: Muss es ein Skorpion sein? Wieso will ich ein so ausgefallenes exotisches Tier? Bin ich mir über die potentielle Gefahr bewusst, die von einem Skorpion ausgehen kann? Sind alle Mitbewohner einverstanden? Habe ich mich gründlich informiert, evtl. ein Buch gelesen über Skorpionhaltung? Welches wäre ein Anfängerskorpion? usw.

Ich versuche hier eine kleine Anleitung zur Skorpionshaltung zu geben, bin mir aber bewusst, dass ich damit keine Fachliteratur ersetzen kann.

Skorpione haben sich in der Natur vielen verschiedenen Bedingungen angepasst. Die Ausbreitungsfreudigkeit mancher Arten, zeigt auch wie flexibel sie auf unterschiedliche Bedingungen reagieren. Das heist aber nicht, dass man bei der Terrarienhaltung ihre Bedürfnisse einfach ignorieren kann und darauf hofft dass es schon irgendwie gut geht.

Terrarien werden immer nur annähernd naturnahe Bedingungen bieten können. Andererseits ist es auch nicht nötig die Natur komplett ins Haus zu holen. Terrarien können immer nur Ausschnitte der abiotischen und biotischen Umwelt einer Art wiedergeben. Berücksichtigt man die Ansprüche von Skorpionen an ein geeignetes Versteck und an das geeignete Mikroklima, sind alle Arten auch in optisch weniger perfekten Terrarien gut und lange zu pflegen und zu züchten.

Einrichtung:

Ist es ein Regenwald- oder Wüstenbewohner? Ich gebe aber auch meinen Wüstentieren eine Ecke mit feuchter Erde, da es beim Häuten den Eindruck macht, es gehe mit entsprechender Feuchtigkeit einfacher, ebenso beim Nachzüchten.

Vor allem bei den giftigeren Skorpionsarten ist es nicht ratsam zu grosse und üppig eingerichtete Terrarien zur Verfügung zu stellen, da sie die Kontrolle erschweren.

Ganz wichtig für alle Arten sind Versteckmöglichkeiten und ein Frischwassergefäss.

Temperament und Lebensweise:

Grabende Ansitzjäger benötigen weniger Fläche als die Rindenskorpione, die nachts auf Beutefang umherstreifen. Skorpione, die gerne klettern und sich auf Bäumen verstecken (viele Buthiden) benötigen ein etwas höheres Terrarium.

Bewohnerzahl:

Wegen der kannibalistischen Neigung der meisten Skorpione hält man sie besser einzeln und setzt sie nur zur Paarung zusammen. Entschliesst man sich zur Vergesellschaftung (zB. Pandinus Arten) sollte ein deutlich grösseres Terrarium gewählt werden.

Terrarium:

Bei gefährlich giftigen Arten muss das Terrarium abschliessbar sein und sicher an seinem Platz stehen, für Unbefugte (vor allem Kinder) unerreichbar. Wähle ein gut belüftetes Terrarium, um Staunässe und Verpilzung zu vermeiden. Essensreste sind regelmässig zu entfernen, ebenso nicht gefressene Beutetiere.

Temperatur:

Die optimale Temperatur ist artspezifisch unterschiedlich aber bei den meisten Skorpionen sicher höher als normale Zimmertemperatur. Ich heize meine Terrarien mittels eines Spotlichts während acht Stunden, um gleich den Tag mit dem Licht zu simulieren. Ich erreiche damit Temperaturen von ca. 30 C°.

Verpaarung und Aufzucht:

Da es sich bei diesem Thema um ein komplexes und fortgeschrittenes Gebiet handelt, das ich nicht in ein paar Worten erörtern kann, verweise ich hier auf Fachliteratur, die sich mit dem Thema eingehend beschäftigt. Anfragen diesbezüglich werden auch über skorpionwelt.de beantwortet.

Nahrung:

Die Skorpione können sehr unterschiedliche Fressgewohnheiten aufweisen, die sich je nach Art und Grösse unterscheiden. Die allerkleinsten (z. B. Euscorpius Babys) fressen gerne auch totes Material wie Grillenbeine oder zerquetschte Heimchen. Pandinus und Hadogenes Arten fressen am liebsten Nacktmäuse oder nicht zu nervöse Grillenarten.

Alle anderen Skorpione lassen sich mit Heimchen bestens versorgen. Die Menge lässt sich nicht fix festlegen, ich gebe meinen Tieren soviel sie mögen und entferne alles nicht Gefressene wieder.

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